Boal (Vorschau 2022)

Gezeichnetes Porträt eines Mannes mittleren Alters. Er blickt den Betrachter frontal an. Ein Fingerabdruck ist über sein gesamtes Gesicht gelegt. Im Hintergrund sichtbar sind Ausreise-Stempel auf fleckigem Papier

Premiere 2022
Spiel: Marcelo Miguel
Regie: Daniel Wahl

Auf der Bühne sitzt ein Mann am Schreibtisch – rastlos tippt er auf seiner Schreibmaschine als wäre es ein Musikinstrument. Komponiert er Lieder? Beschreibt er das Land, in dem er sich gerade befindet? Oder schreibt er vielleicht gerade ein neues Theaterstück? Wer ist dieser Mann? Augusto Boal selbst oder die Figur „Paulo“ aus Boals Stück Mit der Faust ins offene Messer? Die Rollen verschwimmen!

Der Mann probiert sich darin, den Monolog von José aus Revolution in Lateinamerika zu sprechen. Dann entsteht ein hitziges Gespräch mit sich selbst, später ein Dialog mit Paulo Freire. Er erinnert sich an seine Briefe aus dem Exil, die Wut gegen die Militärdiktatur, die Folter im Knast. Plötzlich entdeckt der Mann das Publikum und die vierte Wand fällt. Es beginnt ein neues Theater.

»Schluß mit einem Theater, das die Realität nur interpretiert; es ist an der Zeit sie zu verändern.«


Warum sollen die Zuschauer*innen im dunklen Raum regungslos verharren, wenn es doch um ihre Themen auf der Bühne geht? Warum die Verantwortung an die Schauspieler*innen und den Regisseur abgeben?

Das Solostück Boal bringt den Facettenreichtum und die Verknüpfungen der biografischen, wie auch theatralen Entwicklung eines der bedeutendsten Theatermachers Augusto Boal auf die Bühne. Auch das Publikum bleibt dabei nicht passiv.