Ein Kollektiv junger Künstler verschiedenster künstlerischer und kultureller Herkunft. Die kontinuierlichen theatralischen, musikalischen und physischen Trainings und Recherchen stehen in der Tradition des Theater Laboratoriums.
Premiere 2022 Spiel: Marcelo Miguel Regie: Daniel Wahl
Auf der Bühne sitzt ein Mann am Schreibtisch – rastlos tippt er auf seiner Schreibmaschine als wäre es ein Musikinstrument. Komponiert er Lieder? Beschreibt er das Land, in dem er sich gerade befindet? Oder schreibt er vielleicht gerade ein neues Theaterstück? Wer ist dieser Mann? Augusto Boal selbst oder die Figur „Paulo“ aus Boals Stück Mit der Faust ins offene Messer? Die Rollen verschwimmen!
Der Mann probiert sich darin, den Monolog von José aus Revolution in Lateinamerika zu sprechen. Dann entsteht ein hitziges Gespräch mit sich selbst, später ein Dialog mit Paulo Freire. Er erinnert sich an seine Briefe aus dem Exil, die Wut gegen die Militärdiktatur, die Folter im Knast. Plötzlich entdeckt der Mann das Publikum und die vierte Wand fällt. Es beginnt ein neues Theater.
»Schluß mit einem Theater, das die Realität nur interpretiert; es ist an der Zeit sie zu verändern.«
Warum sollen die Zuschauer*innen im dunklen Raum regungslos verharren, wenn es doch um ihre Themen auf der Bühne geht? Warum die Verantwortung an die Schauspieler*innen und den Regisseur abgeben?
Das Solostück Boal bringt den Facettenreichtum und die Verknüpfungen der biografischen, wie auch theatralen Entwicklung eines der bedeutendsten Theatermachers Augusto Boal auf die Bühne. Auch das Publikum bleibt dabei nicht passiv.
Eine Kooperation von Kubus 3 und Das Theater Instrumental gefördert durch das Kulturamt Freiburg
mit Abdoulaye Bah aus Guinea, Carina Andrinandrasana aus Madagaskar, Essé Houlessodji aus Togo, Harouna Sow aus Guinea, Isa aus Afghanistan, Iara Jübermann Miguel aus Brasilien-Deutschland, Johanna Mühme aus Deutschland, Naomi Berg aus Israel-Deutschland, Rixhina Atia aus Albanien, Thobekile Sibanda aus Simbabwe,Teckla Sardanasshvili aus Georgien und Zozan Akgül aus der Türkei.
Regieassistenz: Naiana Padial aus Brasilien Organisation und Dokumentation: Teresa Müller Miguel aus Deutschland Leitung: Marcelo Miguel aus Brasilien
KontaACTpoesie ist Begegnung junger Menschen aus unterschiedlichen Kulturen: Zwölf Teilnehmer*innen aus elf verschiedenen Ländern leben in Freiburg, sie gehen hier zur Schule, bzw. zur Arbeit. In einem fremden Land zu leben und aufgrund der Corona-Situation nur eingeschränkte Möglichkeiten für Begegnung zu haben führt zwangsläufig zu Isolation. Vielleicht genau aus diesen Lebenssituationen heraus, waren die Begegnungen im Projekt KontACTpoesie wertvoll und besonders.
Im Juni wurden in den Räumen von Kubus³ (Freiburg i. Br.) erste Treffen organisiert, um einander kennen zu lernen. Inspiriert hat die Gruppe das Gedicht von Michael Ende „Der Traum vom Fliegen“. Ein Gedicht voller Hoffnung: „Du fliegst und du fliegst und du brauchst kein Ziel. Das Dasein selbst ist Glück!“
Auch die Teilnehmer*innen konnten dieses Glück im Kontakt mit den anderen spüren und erleben. Die Freude am Theaterspielen, Tanzen und Singen, am Sprechen von Gedichten in der eigenen Muttersprache und dabei den Emotionen einen künstlerischen Ausdruck verleihen. Diese Vielfalt der Kulturen und der verschiedenen Sprachen bereicherten und inspirierten die Gruppe enorm. Im Juli und August 2021 traf sich die Gruppe einmal wöchentlich, sammelte Texte und Ideen und stieg auf diese Weise in die Theaterarbeit ein.
In einer Kompakt-Intensiv-Woche im September 2021 stellte sich die Gruppe dann der Herausforderung, ein aufführungsreifes Werk auf die Beine zu stellen, welches am Ende der Woche im kleinen Kreis aufgeführt wird. Jeden Tag entstanden neue Szenen und Geschichten, wobei auch viele Fragen aufkamen – wie zum Beispiel: Wie kann man sich von Unterdrückung befreien? Wie soll ich meinen eigenen Weg finden und wie kann ich meine Träume verwirklichen?
In dieser intensiven Arbeitsphase wuchs die Gruppe sehr eng zusammen. Besonders auch die persönlichen Gespräche in den Pausen, das gemeinsame Essen, zusammen lachen und etwas voneinander zu erfahren führten zu einer tiefen Erfahrungen von Begegnung, Achtung, Wertschätzung und Verbindung und damit zu KontACT. Besonders der Austausch über das Leben in Freiburg, über Heimweh, die Schwierigkeiten, die man im eigenen Leben hier erlebt, alltägliche Herausforderungen und Träume. Der Gruppe gelang es, diese persönlichen Erfahrungen auf die Bühne zu bringen und sie ließen auch die Zuschauer*innen an dieser besonderen Atmosphäre teilhaben. Am 10. und 11. September 2021 wurde „das Stück“ zweimal vor einem kleinen Gästekreis in Freiburg aufgeführt. Die jungen Menschen zeigten sich in voller Präsenz, in ihrer Individualität und als Gemeinschaft und tauchte leuchtend in eine Geschichte ein, die sie zusammen geträumt haben…
Und du fragst dich, warum man es je vergisst, warum man nicht glaubt daran, dass man immer so frei wie ein Vogel ist und in Wahrheit fliegen kann
Aufführung Freiburg im Breisgau, September 2021
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